In meinen Fortbildungen berichten PädagogInnen immer wieder, dass sie Kinder heute unruhiger, aggressiver und insgesamt auffälliger erleben als noch vor ein paar Jahren. Kinder selbst geben in Befragungen an, dass sie sich Sorgen machen, unglücklich sind und mit Ängsten zu kämpfen haben – häufig fehlt es Kindern auch an Selbstvertrauen – das ist Stress!

Stress äußert sich bei vielen Kindern durch Verhaltensauffälligkeiten und auch körperliche Symptome (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Infektanfälligkeit usw.) können auftreten.

Stressauslöser für Kinder sind u. a.:

  • zu wenig Ruhepausen
  • Bewegungsmangel
  • Hunger/Durst
  • Krankheiten/Schmerz
  • Schlafstörungen
  • Angst
  • Trauer/Verlust
  • Unterforderung/Überforderung
  • Zeitmangel
  • Konflikte

Nicht jedes Kind reagiert auf Stress gleich: Während das eine Kind unter Belastung aggressiv wird, zieht sich das andere sich zurück – auch Leid ist ganz individuell.
Was können Sie für gestresste Kinder tun? Wie können Sie mit gestressten Kindern umgehen und den Kita-Alltag so gestalten, dass sie gute Entwicklungsmöglichkeit haben?
Aus der Stressforschung sind drei große Bereiche bekannt – ich nenne sie gerne die drei „Anti-Stress-S“ – die Menschen entweder Stabilität geben oder sie, bei Nichtvorhandensein, anfälliger für Stress machen:

1. Selbstbestimmung (Autonomie)

Kinder, die sich selbst Ziele setzen (dürfen), sind wesentlich zufriedener und psychisch stabiler, als diejenigen, die sich fremdbestimmt fühlen. Bei Kindern ist besonders die Möglichkeit ungestört zu spielen von großer Bedeutung. Bitte geben Sie den Kindern genügend Zeit für Freispiel und kündigen Sie notwendige Unterbrechungen rechtzeitig an, damit die Kinder ihr Spiel zu Ende bringen können.

2. Sicherheit (Sinn)

Stabile, verlässliche Beziehungen sind das Grundfundament und der stärkste Schutz gegen jeglichen Stress. Hierzu gehören das sichtbare Eingebundensein in eine Gemeinschaft (z. B. Fotos der Kinder in der Kita), gute Beziehungen zu anderen Kindern und liebevolle, verlässliche PädagogInnen. Für Sicherheit sorgen auch Rituale wie eine freundliche Begrüßung am Morgen – all das schafft den Rahmen, in dem sich Kinder sicher bewegen können. Daneben geben Glaubens- und Werteüberzeugungen Halt und Orientierung.

3. Selbstwirksamkeit (Kompetenzerleben)

Wer sich selbst als fähig erlebt, kann auch positiv und kompetent mit Veränderungen oder schwierigen Anforderungen umgehen. Gebraucht werden und Wertschätzung erleben setzen ungeahnte Kräfte frei. Bitte achten Sie darauf, dass Kinder immer wieder positive Erfahrungen machen können, bieten Sie ihnen Möglichkeiten an, ihre (unterschiedlichen!) Fähigkeiten zu entdecken und zeigen Sie Ihre Anerkennung durch individuelles und gezieltes Lob.

Übrigens: Die drei „Anti-Stress-S“ wirken auch bei Ihnen selbst ganz wunderbar… machen Sie doch mal wieder etwas, was Sie total gerne tun, holen Sie sich ein fettes Lob von einem wichtigen Menschen und überlegen Sie sich drei Dinge, die Sie richtig gut können – ich verspreche Ihnen, das wird ein schöner Tag!